Katholische Pfarrgemeinde  Dom zum Heiligen Kreuz

Nordhausen

Aktuell - Ostern - und dann?


Foto: Franz-Ulrich Börner


Was bleibt uns von Ostern?

Sind es die Erinnerungen an unsere festlich geschmückten Osteraltäre?
Sind es die Erinnerungen an würdige Liturgiefeiern?
Sind es die Erinnerungen an die guten Gespräche nach den Gottesdiensten, vielleicht zur Agape?
Sind es die Erinnerungen an liebe Gäste, welche zu Besuch waren?
Sind es die Erinnerungen an den Mittagstisch, an dem mal wieder die ganze Familie vereint war?
Sind es die Erinnerungen an ...(Fügen Sie gedanklich Ihre Erinnerungen hinzu!)

Was kann ich tun, damit jeder Tag für mich und andere Ostern wird oder bleibt?

Foto: Michael Tillmann

Bleibt ein großes Fragezeichen?

Karfreitag, der Tod Jesu am Kreuz stellt alles infrage. Und weil dieser Tod so fraglos real gewesen ist, war und ist für viele Ostern so fragwürdig, steht über dem Osterfest ein riesiges Fragezeichen. Wie es ein mittelalterlicher Steinmetz – wahrscheinlich unbewusst – neben Jesus und Thomas als Schmuckelement verwendet hat. Was soll ich ausrichten angesichts so großer Fragen von Leben und Tod, wer bin ich, dass ich Antwort geben kann, mögen Sie vielleicht fragen. Und doch: der Mensch ist der Mittelpunkt allen Fragens. Um ihn, um mich, um Sie geht es: wenn wir nicht mehr nach der Auferstehung fragen, wenn wir den Glauben an ihn ad acta legen, weil er uns vielleicht zu groß oder auch zu fern ist, dann ist Jesus umsonst gestorben und auch auferstanden. Und wir dürfen zweifeln und fragen.
Die Fragen, der Unglaube, der Zweifel – alle Osterberichte erzählen uns davon: Vom Erschrecken der Frauen am Grabe und vom Unglauben der Jünger. Und vom Zweifler Thomas. Auch seine Geschichte gehört zu den Osterberichten, vielleicht gerade seine Geschichte. Denn durch sie lernen wir, dass wir zweifeln dürfen. Und dennoch eingeladen sind, Jesus zu begegnen. Wir dürfen zweifeln und müssen dabei den Glauben nicht aus dem Blick verlieren. Damit wir am Ende des Zweifels wie Thomas glauben und bekennen können: Mein Herr und mein Gott!
Doch wie soll das gehen? Thomas konnte Jesus seine Zweifel sagen und konnte seinen Glauben handgreiflich auf die Probe stellen. Doch an unserem Osterfest gibt es so wenig Greifbares, können wir nichts sehen, haben wir nichts in der Hand. Selbst ein leeres Grab haben wir nicht mehr, nur die Botschaft, dass Jesus in aller Herrgottsfrühe, ohne Augenzeugen auferstanden ist. Bleibt also doch nur ein großes Fragezeichen?
Etwas kann ich machen: Mich auf die Suche nach Spuren des Auferstandenen in meinem eigenen Leben begeben. Ich glaube, dass Jesus bis heute Zeichen wirkt, damit ich glauben kann. In der Begegnung mit Menschen, im Gottesdienst oder im Gebet. Wenn ich in dunklen Stunden wieder ein wenig Halt finde; wenn in traurigen Stunden Hoffnung spürbar wird. Die Jünger erkennen Jesus an seinen Wunden; vielleicht ist es auch in unserem Leben so, dass wir gerade in den Momenten, in denen wir verletzt sind, Gottes Nähe besonders erfahren. Und ich hoffe, dass ich das nicht nur glauben und sagen, sondern auch leben kann und erfahre.

Michael Tillmann


Quelle: Bergmoser + Höller Verlag AG
Bild 1: Foto Franz-Ulrich Börner
Bild 2: Foto: Michael Tillmann



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